Seminarbericht HEMAC Dijon 2017Mi, 30.08.2017

Dijon ist neben dem Dreynevent die wichtigste Veranstaltung der Historischen Fechtkunst in Europa. Seit 2002 bietet es ein internationales Podium für Forschung und Ausübung der Kampfkunst. Durch die Nähe zur Universität gestaltet es sich als Begegnung von Wissenschaftlern und Sportlern mit dem gemeinsamen Interesse die Qualität der Wiederbelebung der Historischen Kampfweise zu heben.

Von Anfang an war Zornhau mit Trainern und Leiter von Studiengruppen mit Workshops vertreten: Wolfgang Ritter, Michael Lüdke, Christoph Ritter, Predrag Nikolic, Jens Peter Kleinau (der Verfasser dieser Zeilen). Viele davon mehr als einmal. Für letzteren sind es nun sechs Jahre in Folge, die er in Dijon als Seminarleiter erlebt. In Summe ist Zornhau sicherlich der erfolgreichste Verein in Bezug auf die Distribution der Historischen Kampfkünste.

Das beigesteuerte Thema für 2017 war die Fechtkunst Hans Talhoffer’s mit dem Schwert und Buckler. Diese in wenigen Bildern dargestellte Kunst enthält eine Tiefe, die bisher noch nicht ausgelotet worden war. Genug auf jeden Fall für die geplanten zwei Stunden Workshop. Dass dieser sich dann über vier Stunden hinzog, lag an der Begeisterung der Teilnehmer, die nach dem Ende der Zeit einfach nicht genug hatten. Eine Zugabe von zwei Stunden war inhaltlich kein Problem. Denn für das Seminar wurden vorab alle Stücke durchgegangen, teilweise mit der Studiengruppe von Zornhau. Somit wurden 47 Teilnehmer mit dem geplanten Workshop, und etwa 20 Teilnehmer mit der Zugabe beglückt. Die fand dank des guten Wetters auf der Sportbahn vor der Halle statt. Das französische Fernsehen nutzte dies gleich als Kulisse für Interviews mit den Organisatoren.

Die gesamte Veranstaltung zieht sich über vier Tage und ist bestens organisiert. Dieses Jahr erzeugte die Universität als Vermieter der Hallen durch Doppelbelegung etwas Durcheinander, aber das das wurde gut gelöst. Als Teilnehmer erhält man ein Zimmer mit anderen Fechtern (kann natürlich auch selber ein Hotel buchen) und einen digitalen Survival-Guide zum Ausdrucken. Das PDF-Dokument weist einen auch gleich zu den Treffpunkten am Abend, die zu der Tradition der Veranstaltung gehören wie das Schwert zum Schwertkämpfer. Die sozialen Aspekte sind ein wesentlicher Bestandteil. Hier trifft sich die HEMA-Family und Neulinge können mit den „Dinosauriern“ der Szene fachsimpeln oder einfach nur trinken. 

Tagsüber wird ernsthaft gelernt, geübt und gefochten. Wissenschaftliche Vorträge zum aktuellen Forschunsstand, Seminare zu den Kampftechniken der Fechtbücher, und Turniere geben ein rundes Bild ab. Es fehlt nichts an dieser Veranstaltung. Die Qualität der Trainer ist allgemein hoch und es ist jede Waffengattung von der Hellebarde bis zum Hofdegen vertreten. Auch gehört Roßfechten inzwischen zum regeläßigen Erscheinungsbild des Treffens. Die Vielfalt ist eines der überzeugenden Argumente, nach Dijon zu fahren.

HEMAC Dijon gehört für viele zum festen Programm jedes Jahr. Auch 2018 wird Jens Peter Kleinau dort Zornhau mit einem Lehrgang vertreten und hofft dort viele Freunde zu treffen und neue zu gewinnen.