Zornhau, außen hart…Di, 21.02.2023

Daß Historisches Fechten mehr ist als nur HEMA Turniere, das Lange Schwert und meinetwegen die Handvoll prominenter Waffengattungen, selbst wenn man im Fokus des europäischen Mittelalters bleibt, haben wir bei Zornhau schon des öfteren bewiesen.

Eine Waffengattung, die in der Szene eher selten beachtet wird, und der wir uns nun auch in einer regelmäßigen Projektgruppe annehmen wollen, ist das Harnischfechten, das in der  Regel mit der Mordaxt oder dem Halbschwert – das „Kurze Schwert“ nach Liechtenauer – durchgeführt wird.Konträr zu weitverbreiteten Vorstellungen ist Harnischfechten kein brutales Gehaue auf schwere, unbewegliche Rüstungen, sondern eine Sammlung diffiziler Techniken, um den Gegner mit Hebeln, Stichen, Hieben auf Schwachstellen und Ringtechniken zu überwinden, zu Boden zu bringen oder in Lücken der Rüstung ansetzen zu können. Diese Lücken finden und ausnutzen zu können ist dabei gar nicht so einfach, schon kleine Bewegungen des Gegners können sie schnell schließen, und durch die eingeschränkte Sicht durch einen Sehschlitz wird die Wahrnehmung  noch erschwert.

Ein schönes Detail des Themas ist, daß es noch viel Raum für Pionierarbeit bietet, und wir hier z.B. im Kontakt mit Schwertfechten Nordhessen stehen, um Interpretationen zu diskutieren und Ideen auszutauschen.

Das reine Techniktraining ist hierbei zwar wie gewohnt in Sportkleidung durchführbar, aber um die Bedingungen, die eine Rüstung mit sich bringt, verstehen und in die eigenen Bewegungsmuster einbringen zu können, ist es unabdingbar, sich auch mit Rüstung an der Umsetzung zu versuchen.

Da eine vollständige Rüstung ein nicht unerheblicher Preisfaktor ist, adaptieren und experimentieren wir hier, wie man auf den Bildern sehen kann, mit verschiedenen Stadien. Von günstiger Rüstung aus Webshops, moderner HEMA-Ausrüstung, bis hin zu maßgefertigten Rekonstruktionen auf Living History Niveau ist alles im Einsatz, die Waffensimulatoren sind hier entweder Holz- oder stumpfe Aluminiumklingen, um ein möglichst gefahrloses Ansetzen in die Blößen, also eben genau an der Rüstung vorbei, zu ermöglichen.